Foto: Martin Mallon
Foto: Martin Mallon
Foto: Martin Mallon
Foto: Martin Mallon
Foto: Martin Mallon
Foto: Falk Wenzel
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Foto: Falk Wenzel
Foto: Falk Wenzel
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Foto: Martin Mallon
Im Stein – Musiktheater for vocal soloists, actors, choir, orchestra and electronics (2020-21)

Die Inszenierung findet als live produzierter multimedialer Stream aus dem zum virtuellen Studio umfunktionierten Opernhaus statt und schafft eine Synthese von Film und Musiktheaterperformance: Große Oper für digitale Benutzeroberflächen.

 

Die Premiere war zunächst als Livestream am 30.6. ab 18h für 24 Stunden auf nachtkritik.de zu sehen und ist nun in einer final gemischten Version auf den Seiten der Bühnen Halle und dem youtube Kanal der Bühnen Halle abrufbar:

 

https://www.youtube.com/watch?v=-lpn2FYPHhg&t=3556s
https://buehnen-halle.de/im_stein

 

 

Eden-City – mehr Hölle als Paradies. Ein untergetauchtes Mädchen, selbstbewusst ihre Lage analysierende Prostituierte, Freier, ein alternder Karl Marx lesender Zuhälter, kleine und große Kriminelle – sie alle stolpern durch das Labyrinth ihrer Umwelt und Sehnsüchte, immer auf der Suche nach dem guten Leben, einem Stück Gewinn vom großen Geld und Erlösung ihrer Seelen.

 

 

In soghafter, schwindelerregender Sprache führt Clemens Meyer in seinem monumentalen Roman Im Stein in schmutzige Hinterzimmer, nächtliche Straßen, Abgründe und Seelen der Menschen einer fiktiven Großstadt. Der Roman brachte dem aus Halle stammenden und in Leipzig lebenden Autor den endgültigen Durchbruch als einen der international bedeutenden Schriftsteller unserer Zeit. Poetisch fremd und realistisch zugleich ist Im Stein eine Geschichte (ost)deutscher Verhältnisse des Hier und Jetzt – und führt gleichzeitig, mythologische Erzählungen des kollektiven Bewusstseins verschränkend, virtuos zu grundlegenden Fragen der globalisierten Gegenwart. Von der realen Aufdeckung eines kinderpornografischen Rings in Leipzig Anfang der 90er Jahre ausgehend, findet der Roman eine intensive Sprache für das Intimste und im bürgerlichen Verständnis vermeintlich Unveräußerliche: Liebe, Erotik und (käufliche) Sexualität. Gezeichnet wird ein epochales Porträt einer urbanen Gesellschaft nach dem Scheitern der großen Utopien.

 

 

Die Komponistin und Soundkünstlerin Sara Glojnarić (*1991) verfolgt einen intermedialen kompositorischen Ansatz mit einem besonderen Interesse an zeitgenössischen theatralischen und multimedialen Formen. Entsprechend ist ihre Annäherung an einen Roman als Grundlage für ein neues großes Musiktheaterwerk nicht der Logik der Literaturoper im klassischen Sinne vergleichbar, sondern versucht eine zeitgenössische Neuauflage dieses Genres als montierte und hybride Form: Musik, Text, Show, Performance und Film verbinden sich zu einem starken Vorschlag für ein zeitgemäßes Musiktheater.

 

 

In einer emanzipatorisch grundierten Ästhetik mit starkem gestischem Charakter befasst sie sich mit gesellschaftlichen Potenzialen der Popkultur und den soziopolitischen Folgen für das gesellschaftliche Handeln. Mit der Oper Im Stein wird ein Musiktheater für entstehen, dessen Klangbild ebenso mit den emblematischen Sounds der späten 80er, 90er und frühen 00er Jahre spielen wird, wie mit der Überwältigungsmaschinerie der sogenannten Großen Oper und der widerständigen Praxis Neuer Musik.

 

 

Die Musik wird sich dabei auch von den persönlichen Erinnerungen der Komponistin inspirieren lassen, ausgehend von ihrer kroatischen Herkunft und den damit verbundenen Erfahrungen eines ehemaligen Jugoslawiens und seiner Überreste. Im Laufe des Abends wird das Opernhaus mannigfaltige Klangidentitäten erforschen – es wird eine Radiokabine, ein Bordell, ein Techno-Club, eine rauchige Kleinstadtkneipe und manchmal auch alles gleichzeitig sein. Als eine moderne Odyssee der Nacht und rauer Passionsweg der Gegenwart stellt sich das vierte Auftragswerk der Oper Halle in der Regie von Michael v. zur Mühlen auch den großen Themen der Operngeschichte von Aufstieg und Fall, Gier, Zärtlichkeit, Eros und Thanatos und Erlösungsphantasien in einer entzauberten Welt.

 

 

Wir danken für die Bereitstellung einer Filmszene aus Glaube Liebe Hoffnung (1994) Andreas Voigt (Buch, Regie) und Klaus Schmutzer (á jour Film-& Fernsehproduktion GmbH).

 

Mehrspartenproduktion der Oper Halle, des neuen theaters und der Staatskapelle Halle.

 

Das Musiktheater IM STEIN ist eine Auftragskomposition der Oper Halle finanziert durch

Ernst von Siemens Stiftung.

 

 

 

Komposition: Sara Glojnarić
Autor, Libretto: Clemens Meyer
Musikalische Leitung: Michael Wendeberg
Inszenierung: Michael v. zur Mühlen
Video und Bildregie: Martin Mallon
Bühnen- und Kostümbild: Christoph Ernst
Kamera: Iwo Kurze
Programmierung: Lucia Kilger / Lukas Nowok
Klangregie: Martin Recker / Paul Hauptmeier
Libretto und Dramaturgie: Johannes Kirsten
Mitarbeit Dramaturgie: Friederike Brendler
Inspizienz: Berd Bunk
Beleuchtung: Victor Schenke
Einstudierung: Peter Schedding, Stefano de Laurenzi, Karl-Heinz Müller
Choreinstudierung: Bart Berzonsky
Regieassistenz: Marianne Beyer
Ausstattungsassistenz: Yaroslava Sydorenko
Ausstattungshospitanz: David Flucke

 

Ecki: Clemens Meyer
Mädchen: Camille Dombrowsky / Lara Heller
Arnold Kraushaar (AK) / Der alte Bulle / Männer der Rotlichtrunde: Anton Dreger, Harald Horvath, Clemens Kersten, Hagen Ritschel, Jörg Simonides
Hans: Andrew Nolen
Liv: Anke Berndt
Ladyboy: Michael Taylor
Der Jockey: Sebastian Byzdra
Alte Japanerin: Kaori Sekigawa

Chor der Oper Halle
Staatskapelle Halle